MindstylePersönliche Entwicklung

Eckhart Tolle: Entdecke deine innere Tiefe

Lesen Sie hier, liebe Leserinnen und Leser, den dritten Teil unserer Eckhart Tolle Serie.

Wussten Sie, dass viele von uns recht gute Geschichtenerzähler sind? Wir schildern sie oft anderen, aber am häufigsten erzählen wir sie uns selber. Aber keine gute Geschichte, sondern jene über uns selbst. Wie wahr diese Geschichte ist, liegt im Ermessen jedes Einzelnen, Fakt ist, sie macht uns unglücklich. Aber warum? Beschreibt unsere eigene Lebensgeschichte nicht das, was uns ausmacht bzw. wer wir sind?

Nein, eigentlich nicht. Meist ist die von uns erzählte eigene Lebensgeschichte eine Geschichte von allerhand Negativem, weil unser Verstand negative Dinge schneller abruft als positive. Und so machen wir uns selbst unglücklich. Das hat etwas damit zu tun, wie wir unsere Gedanken programmiert haben. Die sogenannte „Positive Psychologie“ beschäftigt sich mit diesem Programmieren und Umprogrammieren von Gedanken. Aber in diesem Teil von Eckhart Tolle geht es nicht um unsere Gedanken, sondern darum, unsere innere Tiefe zu entdecken.

Wir hören zu sehr auf unsere Gedanken. Auf unsere immerzu ins Ohr flüsternden Gedanken. Das Gehirn nimmt Dinge, Menschen und Situationen mit den uns zur Verfügung stehenden Sinnen wahr und bewertet diese sofort. Binnen Sekunden haben wir ein Bild benannt und bewertet. „Oh, Blume, schön“. Wir denken unaufhörlich. Selbst wenn wir uns sagen würden „jetzt denke ich einmal nichts“, denken wir, und zwar daran nichts zu denken. Klingt sehr philosophisch, aber so sind wir Menschen eben gestrickt. Das Problem am dauernden Denken ist, dass wir ständig vor oder zurückdenken. Unsere Gedanken kreisen um die Vergangenheit, wie sie es zum Beispiel tun, wenn wir über unser bisheriges Leben, unsere Lebensgeschichte nachdenken oder über die Zukunft, also über Dinge, die vielleicht geschehen werden. Wir vergessen somit absolut auf die Gegenwart, auf das Hier und Jetzt, also auf den aktuellen, nie wiederkehrenden Moment. Und das macht uns, laut Tolle, unglücklich. Selbst wenn wir einen Moment des Glücks empfinden, so denken wir sofort an die Vergangenheit: „Oh, das war noch nie so“ oder an die Zukunft: „Wird das so bleiben?“. Auch wenn wir an eine schöne Vergangenheit denken, so schaltet unser Gehirn sofort die negative Seite hinzu, die uns feststellen lässt, jetzt gerade ist das nicht so schön wie damals. Wir hängen den Gedanken nach, wie es so schön im Volksmund heißt.

Was aber, wenn wir glücklich sein wollen? Wenn wir im Hier und Jetzt leben wollen? Was sollen wir tun? Zurück zu der Stufe des „vor dem Denken“, auf der Hunde zum Beispiel leben, können wir nicht mehr. Die Evolution verhindert Rücktritte. Und genau da liegt das Leid begraben. Eckhart Tolle sagt, Hunde seien glücklich, weil Hunde nicht denken. Sie sind einfach. Auch mit Pflanzen sei das so. Würden wir Menschen, so wie viele Urvölker früher, oder unsere Vorfahren, nicht so viel denken wie wir es heutzutage tun, dann wären wir glücklicher.

Einfach sein. Atmen, den Gedankenstrom für einen Moment aussetzen lassen.

Da liegt das Geheimnis des Glücks oder des Glücklichseins, je nachdem wie man es benennen will. Der innere Raum, der nur dann besucht werden kann, wenn uns unsere Gedanken nicht daran hindern.

Eckhart Tolle hat in seinem Vortrag wunderbare Bilder gezeigt, wobei mir ein Bild ganz besonders gut gefallen hat. Und zwar dieses:

Eine kleine Welle erscheint am Ozean und sieht sich um. Sie sieht die Wellen um sich herum und denkt „Ich muss noch größer werden“ und wird unglücklich. Ihre Geschichte, die sich die Welle selbst erzählt, handelt davon, dass sie geboren wird, und als sie bemerkt, sie ist zu klein, versucht sie größer zu werden. Sie fügt sich selber Leid zu. Aber wenn die Welle für einen Moment aufhört zu denken und einfach nur ist, dann wird sie bemerken: „Hoppla, ich bin nicht nur eine Welle, ich bin der ganze Ozean!“

Um das zu erkennen und um unseren inneren Raum zu finden, bedarf es nicht viel. Wenige Sekunden und wenige Momente reichen aus, in denen wir unsere Gedanken unterbrechen und einfach sind. Aber wie?
Warum nicht einfach einmal das Warten austauschen mit aktivem Sein? Während wir warten, könnten wir uns auf unsere Atmung konzentrieren. Ein- und ausatmen, ganz bewusst. Wer bewusst atmet, kann nicht denken. Und dann ist dieser Moment wieder vorbei und die Gedanken fließen erneut. Aber man wird Folgendes bemerken: Sie sind neu, sie sind kreativ und sie sind inspirierend. Warum? Weil sie unterbrochen wurden. Laut Tolle ist diese Übung wunderbar machbar, denn man wartet ständig auf irgendetwas. Weiters sagt er, dass die meisten Künstler meinen, die größte Inspiration trat in den Momenten ein, in denen sie nicht darüber nachdachten.

Eine weitere Übung aus dem Vortrag, man stellt sich selbst einfach einmal die Frage „Wer bin ich?“. Antworten und Worte auf diese Frage sind allesamt falsch. Es geht nicht darum, sie zu benennen und etwas darüber zu erzählen. Es geht darum, die Frage für einen Moment sinken zu lassen und einfach zu sein. Ohne Worte, ohne Antwort, ohne Gedanken.

Was werden aber die Gedanken machen, wenn man sie pausieren lassen möchte? Sie werden sich vertagen und sagen „nein heute nicht“, „jetzt habe ich keine Zeit dafür“. Laut Eckhart Tolle sollen wir diese Gedanken ignorieren. Sie lügen.

Wichtig zu erkennen ist die Dualität eines jeden Ichs. Es gibt das oberflächliche Ich, das Ego, das historische Ich, welches eine Geschichte über sich zu erzählen hat. Außerdem das Ich, das nur für kurze Zeit befriedigt werden kann und immer den nächsten Moment als wichtiger betrachtet. Und überdies gibt es noch das tiefere Ich, welches es letztlich zu erkennen gilt.

Eine Frage, die man sich immer wieder einmal stellen sollte, ganz besonders in Situationen, die einen unglücklich machen, ist folgende:

Ist es die Situation als solche oder meine gedankliche Interpretation der Situation, die mich unglücklich macht?

Ich werde erkennen, die Situation selbst ist es nicht. Es ist meine Interpretation darüber, die mir Leid zufügt. Die Situation selbst kann ich so und so interpretieren, es liegt in meinem Ermessen, was ich daraus mache.

Bewusstsein wächst nur durch Herausforderungen. Jeder Tag fordert uns heraus. Es liegt immer an uns, wie wir reagieren. Beschweren wir uns oder akzeptieren wir, wie es ist? Wichtig ist es, den Moment zuzulassen. Ja zu sagen, zu dem, was ist. Der jetzige Moment ist immer das, was er ist. „Let it be“, wie die Beatles damals schon sangen, und wie auch Eckhart Tolle es am Ende seines Vortrages sagte:

Der Mensch braucht die Weisheit, und die erlangt er nur im SEIN, und das ist es, was wir erreichen wollen, das große Abenteuer des Menschseins, HIER und JETZT.“

Tolle Eckhart

Text: VITA-Redakteurin Antonia Pichler

DVD-TIPP:

Eckhart Tolle

Entdecke deine innere Tiefe

Vortrag in Hamburg 2015

JKamphausen Verlag/ www.kamphausen.media

Hier gehts zur DVD:

https://www.kamphausen.media/entdecke-deine-innere-tiefe/t-4057664044815