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Auf Schatzsuche im Inneren

Wir leben in einer entfremdeten Gesellschaft. Unsere Bekanntschaften sind über den ganzen Globus verteilt, aber wir verlieren zusehends das, was uns miteinander verbindet. Wir entreißen der Natur ihre Geheimnisse, doch deren Bedeutung offenbart sich uns nur noch selten. Wir wollen den Weltraum erobern und die Sterne sprechen schon lange nicht mehr zu uns. Wir hätten materiellen Überfluss, aber unsere Innenwelt ist am Austrocknen. An welcher Stelle haben wir unser Eingebundensein, unsere Zugehörigkeit, unseren inneren Reichtum verloren? Was hat uns arm gemacht? Begeben wir uns nun auf Schatzsuche im Inneren.

Der heilige Gral – Auf Schatzsuche im Inneren

Wenn es um so große Themen wie „Auf Schatzsuche im Inneren“ geht, können wir nur noch in Metaphern über sie sprechen. Und da gibt es das Sinnbild des öden Landes, das wieder aufblühen wird, sobald der größte aller Schätze gefunden ist, ein Symbol des inneren Reichtums schlechthin: der heilige Gral. So außergewöhnlich ist er, so überirdisch begehrenswert, dass etliche Ideale in ihm zusammenfließen und alle möglichen Heilsvorstellungen auf ihn projiziert werden – die Erlösung von allem Leid soll er verheißen, das ewige Leben, die Wiedererlangung des Paradieses. Keltische, nordische, christliche, orientalische, alchemistische und gnostische Motive vereinigen sich in ihm zu einem zeitlosen Mythologem, dessen Strahlkraft wir uns nicht entziehen können … und wie sollten wir auch? Schließlich verkörpert der Gral in archetypischer Weise das Ziel all unseres Strebens nach Vollkommenheit.

So widersprüchlich und rätselhaft die Geschichten über ihn sind, so einig sind sich die Erzähler darüber, wie er gefunden werden kann. Die Ritter, die ihm nahekommen, tun sich durch großen Heldenmut und Reinheit hervor, stets bleiben sie sich selbst treu. Vor allem aber zeichnet sie eine zentrale Eigenschaft aus, die Joseph Campbell, einer der wichtigsten Mythologen des 20. Jahrhunderts, mit einem Begriff zusammenfasst:

Der Schlüssel zum Gral ist Mitgefühl

Diejenigen, die sein Geheimnis enthüllen, können das Leid des anderen fühlen, als wäre es ihr eigenes, sagt er. Das geht über bloße Empathie hinaus – es erkennt die Verbundenheit allen Seins an. Und genau das fehlt unserer Kultur, die seit der cartesianischen Trennung von Leib und Seele das Zauberhafte aus der Welt verbannte. Seither leben wir in einem spirituellen Vakuum; das Weltbild im Westen ist von einem philosophischen Materialismus geprägt, der annimmt, dass alle Vorgänge und Phänomene in der Welt, auch unsere Gedanken und Gefühle, auf Materie zurückzuführen sind – sogar unser Bewusstsein wird lediglich als Produkt der Gehirnaktivität abgetan.

Ich gehe im Gegensatz dazu davon aus, dass die Realität, die wir im Außen wahrnehmen, eine Folgeerscheinung unseres Bewusstseins ist. In weiterer Folge heißt das dann auch, dass wir eine andere Realität erleben, wenn wir unseren Bewusstseinszustand gezielt verändern … und tatsächlich haben alle Kulturen auf diesem Planeten im Lauf der Zeit vielfältige Techniken entwickelt, um genau das zu bewerkstelligen! Mit dieser Wechselwirkung von Bewusstsein und Realität beschäftigt sich der große Bereich, den wir Magie nennen.

Könnte sie uns Wege zur Gralsburg zeigen, in der wir unseren inneren Reichtum wieder entfalten können? Meinem Verständnis nach liegt er in unserer Fähigkeit begründet, in Beziehung zu sein – zu uns selbst und zu den Lebewesen, die mit uns die Welt bewohnen, physischen wie nichtphysischen. Durch ihn begreifen wir uns als Teil eines lebendigen Universums, als Mitschöpfer in einem spirituellen Ökosystem. Immerhin ist Magie so alt wie die Menschheit und ermöglicht uns eine sinnlich erfahrbare Rückverbindung zum Fluss des Lebens, von dem wir uns sukzessive abgeschnitten haben: Durch das Wiederentdecken magischer Zeremonien beleben wir unseren Alltag, der in Eintönigkeit und fortschreitender Polarisierung zu ersticken droht. Durch das Aktivieren jener Sinne, die über die Physis hinausgehen, öffnen wir ein Portal zu anderen Realitäten und erinnern uns daran, dass unser Ursprung in der Ewigkeit liegt und wir nie von ihr getrennt waren.

Selbstverantwortung

Magie hilft uns mithin nicht nur, Wünsche zu manifestieren und unsere persönlichen Ziele zu erreichen – die Wiederverzauberung der Welt ist auch gelebter Widerstand gegen eine Monokultur, die uns an den Rand des Abgrunds geführt hat. Sie lässt uns die herrschende „Entweder-Oder“-Sichtweise überwinden und zu einem „Sowohl-Als auch“ vordringen, mit dem wir in Wirklichkeiten eintauchen können, die uns seit jeher wohlwollend unterstützen und neue Perspektiven auf unsere großen Fragen bereithalten. Vor allem aber verweisen sie immer wieder auf unsere Selbstverantwortung! Wie oft haben wir schon gehört, dass unsere Freude, unser Wohlbefinden und unser Glück in unseren eigenen Händen liegen?

Diese immense Kraft in uns erschließt sich ganz pragmatisch durch magische Techniken. Diese Kraft ist unser Anteil am Gral und sie beflügelt uns. Wir können sie nutzen, um aktiv eine lebenswerte Zukunft zu kreieren. Wir sind dazu aufgefordert, die Magie in unserer Welt wiederzufinden. Sie wird dringender gebraucht als je zuvor. Sie lädt uns ein, kreativ und erfinderisch zu sein und nichts Geringeres als unser Schöpfersein anzuerkennen. Mein ganzes Leben über begleitet mich dieser Bereich jetzt schon. Aufgewachsen in einer magischen Familientradition, hatte ich schon früh außerkörperliche Erfahrungen und mystische Einheitserlebnisse. Ich habe gelernt, unterschiedliche Trancezustände einzunehmen und darin zu navigieren, kommuniziere regelmäßig mit nichtphysischen Wesenheiten und trainiere täglich aufs Neue, den Fokus meiner Aufmerksamkeit auf das zu richten, was meinem Selbst entspricht.

Wenn ich aber nur die eine prägende Erfahrung nennen sollte, die mir die Beschäftigung mit dieser Materie geschenkt hat, ist es die Einsicht in meine Bestimmung – die damit zu tun hat, Magie aus der verrufenen und geheimniskrämerischen Ecke zu holen, in die sie unverdienterweise gedrängt wurde. Magie ist nämlich folgerichtig, nachvollziehbar und pragmatisch … und lässt sich heute leichter erlernen als je zuvor! Das Wissen, das oft nur schwer zugänglich oder wenigen exklusiven Kreisen vorbehalten war, steht inzwischen allen zur Verfügung, die über einen Internet-Zugang verfügen und es methodisch erlernen wollen. Auf meiner Homepage gebe ich meine Einblicke und Erfahrungen aus über 25 Jahren in Onlinekursen, regelmäßigen Webinaren und einer stetig wachsenden Community weiter.

Bewegen wir uns auf Schatzsuche im Inneren

Es liegt mir am Herzen, diese Klarheit über die eigene Bestimmung so vielen Menschen wie möglich zu eröffnen, und zwar in allgemeinverständlicher Sprache und ohne dabei jemandem ungefragt irgendwelche „Wahrheiten“ oder nicht überprüfbare Glaubenssysteme aufzudrängen. Mein Ansatz ist also an Sokrates’ Hebammenkunst orientiert: Ich stelle ein Bezugssystem, geeignete Fragestellungen und Übungen zur Verfügung, die es ermöglichen, eigenständig zu Erkenntnissen und magischen Erfahrungen zu gelangen. Die Kurse der Magieschule sind eine zuverlässige Landkarte, das tatsächliche Erkunden des Weges obliegt natürlich jedem Einzelnen. Schließlich bin ich davon überzeugt, dass das, was uns in unserem Leben antreibt, was unser Bestreben prägt, so persönlich und intim ist, dass uns niemand außer uns selbst sagen kann, was unsere Bestimmung ist … genauso gut kann sie uns aber auch niemand nehmen! Unsere Empfindung dafür gehört zu unserem inneren Reichtum und ist eine unserer wichtigsten Kraftquellen. Je mehr wir im Einklang mit ihr sind, desto müheloser gelingt unsere Magie, desto selbstverständlicher werden wir zum Schöpfer unseres Lebens und können uns auf Schatzsuche im Inneren begeben:

Ist der Gral gefunden, wird die Spaltung geheilt, der Frieden wiederhergestellt und das zerstörte Land kann wieder gesunden.

Und jene, die den Gral gesucht haben, heißt es in den Geschichten, werden selbst zum Gralshüter. Darin sehe ich das größte Vermögen der Magie – dass sie uns nicht nur zu uns selbst führen kann, sondern darüber hinaus. Denn wenn wir wieder teilhaben an der Weltenseele, mögen wir über die zunehmende Spaltung der Gesellschaft hinaus das Wichtigste erkennen: einander.

Text: Bernhard Reicher – Schriftsteller, Seminarleiter, Co-Host des YouTube-Channels „Reicher & Stark“ und Gründer der Magieschule: www.magieschule.at

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