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Ayurveda: Gesund leben im Einklang mit der Natur

Ingwerwasser, Stirnguss und Linsencurry

Viele assoziieren Ayurveda mit einer indisch-vegetarischen Diät und Ölmassagen. Doch wer sich mit der traditionellen Heilkunst Indiens etwas tiefer beschäftigt, der merkt schnell, dass es sich dabei um eine ganzheitliche Lebensweise handelt, die uns lehrt im Einklang mit der eigenen Konstitution und Natur zu sein.

Jeder Mensch ist einzigartig

Vata, Pitta oder Kapha – welcher Konstitutionstyp bin ich? Diese Frage bewegt wohl jeden, der mit Ayurveda in Berührung kommt. Und tatsächlich, das Wissen um die eigenen Dosha-Ausprägungen ist aus ayurvedischer Sicht sowohl die Voraussetzung für ein gesundes Leben als auch für eine erfolgreiche Therapie. Laut Ayurveda verfügt jeder Mensch über eine einzigartige Grundkonstitution (Prakriti), welche sich durch die individuelle Kombination von drei Doshas Vata, Pitta und Kapha zeigt. Befinden sich diese Kräfte im Gleichgewicht, so bringt dies Gesundheit und Glück hervor. Krankheit hingegen ist das Resultat einer Dosha-Störung (Vikriti), welche immer mit durch eine Ansammlung von einem oder mehrerer Doshas ausgelöst wird.

Erkennungsmerkmale

Zu erkennen sind Vata, Pitta und Kapha anhand ihrer Eigenschaften, welche sich auf körperlicher und mentaler Ebene manifestieren. Zu den wichtigsten Erkennungsmerkmalen zählen dabei die grundlegenden Konstitutionseigenschaften wie Körperbau, Hauttyp, Stoffwechsel und Temperament. Hinzu kommt die präzise Betrachtung der akuten Beschwerdebilder mit ihren individuell ausgeprägten Symptomen sowie den krankheitsauslösenden Faktoren durch unpassende Lebens- und Ernährungsweisen oder Stressbelastungen.


Vata Pitta Kapha
Körperbau Dünn, feingliedrig, mittlere Körpergröße stämmig, klein oder groß, großgliedrig
Gewicht geringes Gewicht, nimmt schwer zu Idealgewicht mit guter Muskulatur schwer, Tendenz zur Fettleibigkeit
Gefühle spontan, ängstlich, nervös, wechselhaft leidenschaftlich, zielstrebig, ärgerlich perfektionistisch, ruhig, zufrieden, anhänglich, phlegmatisch
Lebensweise bewegt sich viel, reist und spielt gern, fühlt sich häufig überlastet wettbewerbsorientiert, beruflich ehrgeizig, sportlich, verträgt keine Hitze häuslich, bevorzugt Bequemlichkeit und Komfort, sicherheitsbewusst
Typische Beschwerdebilder Nervosität, Schlafstörungen, Blähungen, Verstopfung, trockene Haut, Neuralgische- und Auto-Immun-Erkrankungen, Beschwerden des Bewegungsapparats Übersäuerung, Sodbrennen Durchfall, Magenbeschwerden, Hauterkrankungen, Entzündungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Übergewicht, Diabetes, Atemwegserkrankungen, Ödeme, Gewebewucherungen
Konstitutionstypen im Ayurveda

Jeder is(s)t anders

Die richtige Ernährung ist ein zentrales Thema der ayurvedischen Heilkunde und wird zum großen Teil für Gesundheit und Krankheit verantwortlich gemacht. Mit der täglichen Nahrung erneuern wir täglich die drei Doshas und haben somit direkten Einfluss auf Krankheits- und Heilungsprozesse. Gemäß dem ayurvedischen Therapieansatz „Gegensätze gleichen sich aus“ sollte die tägliche Ernährung immer eine Balance zur eigenen Konstitution herstellen: Während der Hitze und Übersäuerung neigende Pitta-Typ auf eine kühlende und basische Ernährung mit viel Rohkost und Blattgemüse achten sollte, sind warme Suppen und nährende Eintöpfe für den schlanken und nervösen Vata-Typ genau das Richtige. Die allgemeinen Ayurveda-Ernährungsregeln sind darauf ausgerichtet, die Verdauungskraft zu stärken und die Verwertung der Nahrung zu optimieren.

Gewürze – Juwelen der ayurvedischen Küche

Ingwer, Kurkuma, Kreuzkümmel und Koriander – was wäre die Ayurveda-Küche ohne diese Gewürze? Die aromatischen Samen, Wurzeln und Kräuter dienen als Geschmacksträger, Verdauungsstärker und Heilmittel in der täglichen Ernährung. Die gesundheitsfördernde Wirkung der Gewürze wird mittlerweile auch von der modernen Wissenschaft bestätigt. Im ayurvedischen Kontext wirken die Gewürze als Stoffwechselbooster und sollten in keiner Hausapotheke fehlen. So helfen beispielsweise Kurkuma bei Übersäuerung und Hautreizungen, Nelke bei Kopfschmerzen, Muskat bei Durchfall und Schlafstörungen und Ingwer ist ein Allrounder für´s Verdauungssystem. Auch heimische Küchenkräuter wie Petersilie, Basilikum und Schnittlauch unterstützen das körperliche und psychische Wohlbefinden und können sehr gut in die ayurvedische Küche integriert werden.

Gewürze für jedes Dosha

Vata Ingwer, Ajwain, Asafötida, Kreuzkümmel, Muskat, Nelke, Safran, Zimt, Knoblauch (gekocht), Kardamom, Süßholz
Pitta Koriander, Kurkuma, Fenchel, Kardamom, Vanille, Kreuzkümmel, Salbei, Petersilie, Basilikum, Minze
Kapha Pfeffer, Senfsamen, Ingwer, Bockshornklee, Kurkuma, Zimt, Chili, Petersilie, Basilikum
Ayurvedische Gewürze

Leben im Einklang mit der Natur

Die Rhythmen der Natur nehmen im Ayurveda einen großen Einfluss auf die tägliche Ernährungs- und Verhaltensweise. Je nach Jahreszeit reagieren Körper und Psyche auf die Veränderungen von Wetter und Lichtverhältnissen. Und viele Krankheitsbilder haben auch einen saisonal bedingten Aspekt: Vom Heuschnupfen im Frühjahr, Hautreizungen im Sommer bis zur Erkältung und depressiven Verstimmung im Winter. Die ayurvedische Chronobiologie zu den einzelnen Jahreszeiten heißt Ritucarya und umfasst viele gesunde Tipps und Rezepte, welche uns helfen im Einklang mit der Natur zu leben.

Im Herbst und Winter dominieren die Vata-Eigenschaften

Im Herbst und Winter dominieren die Vata-Eigenschaften Wind und Kälte, die zu dazu führen, dass jeder Mensch, auch unabhängig der individuellen Konstitution, in der kalten und dunklen Jahreszeit mit Vata-typischen Symptomen wie trockener Haut, Kältegefühl und einem geschwächten Immunsystem reagiert. Zum Ausgleich empfiehlt Ayurveda eine nährende Kost zur inneren Stärkung und Stabilisierung. Warme Suppen und Eintöpfe mit Wurzelgemüse sowie Nüsse, hochwertige Öle und fermentierte Speisen wie beispielsweise etwas Sauerkraut oder Quark sind nun besonders hilfreich, den Körper von innen heraus zu wärmen. Und die altbekannten Weihnachtsgewürze Zimt, Ingwer und Sternanis, die in jedem Spekulatius enthalten sind, sind wichtige Wintergewürze für die Verdauung und zur Verbesserung des Immunsystems.

Das Frühjahr ist die Detox-Zeit im Ayurveda

Sobald die Tage wieder länger und wärmer werden, beginnt im Frühjahr die Detox-Zeit im Ayurveda. Nun macht der Körper Frühjahrsputz und befreit sich von all der Kapha-Schwere, die im Winter angesammelt wurde. So sollte jeder von uns im Frühling eine Reinigungskur machen, die auch als Prophylaxe für Heuschnupfen, Grippe und Frühjahrsmüdigkeit dient. Für Vata-Typen wird dafür eine sanfte Detox-Diät mit leichten Suppen und Brühen empfohlen und Kapha-Typen reagieren sehr gut auf Heilfasten. Kommt dann endlich der Sommer, so steigt das Pitta-Dosha an, welches mit kühlenden Früchten und Gemüse wie Wassermelone, Gurke, Blattsalat und frischen Gartenkräutern ausgeglichen werden kann.

Leckere Ayurveda-Rezepte für die Winterzeit

Mandelsuppe mit Safran

1 EL Ghee

1 kleine Zwiebel

1 große Scheibe Ingwer, ca. 10 g

1 Apfel

1 Pastinake

1/4 Stück Sellerieknolle, ca. 150 g

5 EL gemahlene Mandeln

500 ml Wasser oder Gemüsebrühe

250 ml Mandelmilch

ca. 10 Safranfäden

1 MS Muskatnuss

½ TL Ingwerpulver

1/4 TL Galgantpulver

1 MS Steinsalz

schwarzer Pfeffer

2 EL Mandelblättchen

Den Safran in einem kleinen Schälchen mit warmem Wasser einweichen, Zwiebel schälen und fein würfeln. Den Ingwer schälen und fein reiben. Den Apfel schälen, das Gehäuse entfernen und würfeln. Pastinake und Sellerie schälen und würfeln. Das Ghee in einem Topf erhitzen. Zwiebel, Ingwer, Apfel, Pastinake und Sellerie darin andünsten. Wasser oder Gemüsebrühe zugeben und für 20 Minuten bei mittlerer Hitze köcheln lassen.

Nun gemahlene Mandeln, Mandelmilch, Ingwer, Galgant und Steinsalz zugeben, nochmals aufkochen lassen und die Suppe mit einem Handmixer pürieren. Die Suppe für weitere 5 Minuten köcheln lassen. Den eingeweichten Safran und Muskatnuss unter die Suppe heben, einmal aufkochen lassen und vom Herd nehmen. Für 10 Minuten durchziehen lassen. Mit schwarzem Pfeffer aus der Mühle abschmecken. In dieser Zeit die Mandelblättchen in einer Pfanne ohne Fett anbräunen. Als Topping über die Suppe geben.

Kürbis-Glühwein-Curry

1 Hokkaidokürbis

1 EL Ghee

2 Loorbeerblätter

1 TL Cuminpulver

1⁄2 TL Chilipulver

½ TL Kurkuma

1 TL Paprikapulver

200ml Glühwein

200ml Gemüsebrühe oder Wasser

6 EL vorgekochte Kichererbsen

1 Becher Creme Fraiche (ca. 100g)

2 EL Kürbiskerne, trocken in einer Pfanne geröstet

1 TL Salz

Den Kürbis zerteilen, die Kerne herauslösen und das Kürbisfleisch in ca. 3 cm große Würfel schneiden.

Das Ghee erhitzen, Loorbeerblätter, Cuminpulver, Chilipulver, Kurkuma und Paprikapulver kurz anschwitzen. Den gewürfelten Kürbis unterrühren und mit den Gewürzen 2 Minuten schmoren lassen.

Dann mit Glühwein und Gemüsebrühe (oder Wasser) ablöschen, Salz dazu und 20 Minuten gar köcheln.

Zum Schluss die vorgekochten Kichererbsen, Creme Fraiche sowie die gerösteten Kürbiskerne unterrühren und mit Salz und Chili abschmecken.

Rote Bete-Blutorangen-Chutney

3 Blutorangen

1 Rote Bete

1 TL Tamarinde

50 ml Orangensaft

1 TL Ghee

¼ TL Ajweinsamen

3 Nelken

1 Zimtstange

1 Sternanis

1 MS Kurkuma

Pfeffer und Salz

Die Orange schälen und in 3 bis 5 cm große Stücke schneiden. Die Rote Bete schälen und fein raspeln. Etwas Ghee in einem kleinen Topf erhitzen. Ajweinsamen mörsern und im Ghee etwas schmoren lassen. Kurkuma, Nelke, Zimt, Sternanis hinzufügen. Die Rote Bete in den Gewürzsud geben und etwas schmoren lassen. Tamarinde und Blutorangen zufügen, 15 Minuten köcheln lassen. Bei Bedarf noch etwas Organgensaft zugeben. Zum Schluss mit etwas Pfeffer und Salz abschmecken und verfeinern.

Wurzel-Stampf mit Topinambur und Cashew-Krokant

500 g Topinambur, gewürfelt

1/4 Sellerieknolle

2 weichkochende Kartoffeln

1 Knoblauchzehe

1 EL Ghee

1 MS Kurkuma

¼ TL Fenchelsamen, gemahlen

1/4 TL Paprikapulver, edelsüß

100 ml Wasser

50 ml Sahne

50 ml Weißwein

½ TL Salz

¼ TL Trikatu

1 Topinambur, feine Streifen

50 g Cashewnüsse

1 EL Sesamöl

Steinsalz

Topinambur, Kartoffeln und Sellerie schälen, waschen und in Würfel schneiden. Den Knoblauch fein hacken. Das Ghee in einem Topf erhitzen, Knoblauch anschwitzen, die gewürfelten Topinambur, Kartoffel und Sellerie zufügen und anbraten. Mit Weißwein ablöschen, Kurkuma und Fenchel zugeben, Wasser aufgießen und das Gemüse weich kochen. Mit Sahne verfeinern. Paprikapulver, Salz und Trikatu dazu geben und mit einem Kartoffelstampfer zu einem Püree matschen. Eine Topinambur waschen und in feine Streifen schneiden. Die Cashewnüsse grob hacken. Sesamöl in einer Pfanne erhitzen. Topinamburscheiben und Cashew-Bruch zu Chips, bzw. Krokant ausbacken, etwas salzen und über den Stampf geben.

Text: Kerstin Rosenberg – international bekannte Expertin, Dozentin und Buchautorin für Ayurveda. Seit mehr als 25 Jahren bildet sie Ayurveda-Ernährungsberater und -Therapeuten an der renommierten Europäischen Akademie für Ayurveda (www.ayurveda-akademie.org) mit angeschlossenem Kur- und Kompetenzzentrum (www.rosenberg-ayurveda.de) aus.

BUCHTIPP:

Die Rezepte sind aus dem neuen Buch “Ritucarya. Mit Ayurveda durch das Jahr“, erschienen im Königsfurt-Urania Verlag.

www.koenigsfurt-urania.com